An einem milden Wintertag 1500qm bebaubare Gletschermoräne am Fuß des Grand Ballon in den Südvogesen erworben. Der Föhn gibt den Blick über den Rheingraben auf die Alpengipfel frei. Thomas Burnet beschreibt die Regellosigkeit von deren Silhouette in Telluris Theoria Sacra 1681 als „the greatest Examples of Confusion that we know from Nature“ und als „Ruins of a broken World“.
Unterschrift Vorvertrag – in Frankreich bindend. Mit Martin die Gegend nochmal abgegangen. Streifzug auf kleinen Pfaden durch den Wald. Im Vergleich zu Südbaden alles etwas maroder, die Unterschiede liegen im Detail. Im Türgriff steckt ganz Amerika (Baudrillard) gilt wahrscheinlich auch für Grand Est, wie das Départment seit dem 1. Januar heißt.
Auf dem Rückweg der Ortsbegehung steht der neue Grundstücksnachbar auf seinem Gelände. Er hat drei sarkophagartige Betongaragen in den Hang gegraben. Nicht wirklich überzeugend.
Étienne bittet uns in seine Stube. Corona, enger Raum – wie handhabt man einen solchen Schritt mit Masken? Wir trinken Wein, sprechen über das Leben, Unterschriften, Handschlag, dazu „Promised Land“ von Bruce Springsteen. C’est comme ça. Jetzt gehört der Abhang mir.
Aber was heißt es, ein Stück Land zu besitzen? Es ist immer auch ein bürgerlicher Impuls, wie Rousseau 1753 mit Abscheu formuliert:
»Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen »Dies gehört mir« und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wieviel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: »Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört«.
Stimmt natürlich. Zumal hier das Erbe der Mutter fliesst. Zwei Wochen vor ihrem Tod kaufte sie noch Schuhe, die sie nie mehr trug. Das letzte Hemd hat keine Taschen.