béton armé

Der Bunker treibt auf einem Erdboden, der keinen Sockel mehr bildet, sondern eine bewegliche und aleatorische Ebene ist.

Paul Virilio, Bunkerarchäologie

30. Juli 2021

Am Morgen wird die Schalung und die Bewehrung montiert. Neun Kubikmeter Beton der Konsistenzklasse 4 stehen unten im Tal im Stau, so dass der Zement bereits im Mischer anzieht. Wasser vom Nachbarn bringt die graue Masse wieder in Bewegung, die dann zähflüssig durch die gewagte Röhrenkonstruktion fließt. Fünf Arbeiter sind 10 Stunden ohne Mittagspause im Einsatz und gießen an dem Tag die drei Platten für die Holzhütten.

Der Zementwerk ist aus Ensisheim, wo 1492 der Meteor niederging. Spurenelement sind sicher auch hier enthalten.

Als Deutscher, der auf französischer Erde betoniert, kommt mir die Bunkerarchäologie (1975) in den Sinn. Das Zitat von Paul Virilio klingt bereits nach kritischer Zone. Auch die drei Stahlbetonplatten werden trotz heftiger Bodenverdichtungen in den kommenden Jahrmillionen auf der Gletschermoräne hinabrutschen.

Durch die digitalen Netzwerke und deren Beschleunigung wird die Welt so klein, dass sie dem Menschen zum Gefängnis wird. Der Fortschritt bekämpft die Enklaven als unerträgliche Repressionen ohne jeden Sinn für den alten Mythos von Durchsicht und Durchdringung. Die Reduzierung der Distanzen und Fristen wird eine grauenhafte Enge bewirken, weshalb die Menschen der Zukunft Angst vorm Ersticken haben werden.

aus Virillio/Altwegg, Warum fürchten Sie einen Cyberfaschismus, Monsieur Virillio?

Das klingt im Sprachgebrauch schon ziemlich nach Ernst Jünger. Um dem digitalen Treibhaus zu entrinnen, wollen zur Zeit einige Superreiche das Raumschiff Erde verlassen und ihr Glück auf dem Mars suchen. Terres Inconnue ist der Versuch eines Gegenentwurfs, siehe die Notiz le refuge hier im Blog.

Tatsächlich aber ist auch dieser Eingriff nicht nur privilegiert, sondern brachial. Eine heimliche Geschwindigkeitsbox, die das Territoriale weiter aufzulösen droht.

Paul Virilio – Bunker Archaeology (1975)

Zeitgleich zu Virilios Überlegungen unternehme ich im Sommer 1975 nahe der Regelbauten des schweren Massenbaus Landungsversuche am Atlantik, die von meinem Vater auf Super-8 festgehalten werden.

Großonkel Emil ist in einem solchen Zyklopen bei der Landung der Alliierten im Alter von 21 Jahren gefallen.

Emil im Matrosenlaibchen neben Opa Richard und Onkel Willi (1931)


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